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Personenbezogene Risikofaktoren und Maßnahmen

Dieser Lerninhalt gibt einen Überblick über  personenbezogene Risikofaktoren und Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe.

Personenbezogene Risikofaktoren

1. Beeinträchtigung funktioneller Fähigkeiten z. B. Beeinträchtigungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens

Vor allem Personen mit einer mittleren Pflegeabhängigkeit sind von einem erhöhtem Sturzrisiko betroffen, da sie neben den funktionellen Einschränkungen noch über gewisse Eigenaktivität verfügen. Nehmen wir als Beispiel eine Person, die noch recht mobil ist, aber bei der das Sehen eingeschränkt ist – hier besteht die Gefahr, Stolperfallen nicht mehr zu erkennen, oder Funktionseinschränkungen durch altersbedingte Schwäche.

2. Beeinträchtigung sensomotorischen Fähigkeiten und / oder der Balance

Reaktions- und Bewegungsunsicherheit, Bewegungsmangel

3. Depressionen

Patienten mit Depression haben ein um 50 % erhöhtes Sturzrisiko. Diskutierte Gründe sind körperliche Inaktivität, Verlust der Muskelmasse und mit einer Depression einhergehende und mit Stürzen assoziierte Gangstörungen. Zudem erhöhen Antidepressiva das Sturzrisiko um ca. 70 %.

4. Gesundheitsstörungen, die mit Schwindel, kurzzeitigem Bewusstseinsverlust oder ausgeprägter körperlichen Schwäche einhergehen

Ortostatische (nach dem Aufsehen) oder postprendiale (nach den Hauptmahlzeiten) Hypotonie, Blutdruckentgleisungen beim Diabetes Mellitus

5. Kognitive Beeinträchtigungen

  • Krankheitseinsicht und Therapiemotivation können fehlen. Das wird z. B. sichtbar, wenn sinnvolle und lindernde Therapien abgelehnt werden.
  • Die Fähigkeit, die alltäglichen Aufgaben und Anforderungen nach ihrer Wichtigkeit einzuordnen (zu hierarchisieren), ist eingeschränkt, z. B. werden wichtige Termine nicht wahrgenommen und dringend anstehende Arbeiten nicht erledigt. Dies kann zu vermehrter Unruhe und Stress führen.
  • Gefahrensituationen durch die zunehmenden körperlichen Veränderungen werden fehleingeschätzt (z. B. Treppensteigen trotz erheblich erhöhtem Sturzrisiko).

6. Kontinenzprobleme

Studien belegen, dass in erster Linie eine Drang-Inkontinenz das Sturzrisiko erhöht. Kennzeichnend für eine Drang-Inkontinenz ist ein so plötzlicher starker Harndrang, dass es den Betroffenen oft nicht mehr rechtzeitig gelingt, die Toilette zu erreichen und es so zu einem unfreiwilligen Urinverlust kommt.

7. Sehbeeinträchtigungen

Gefahren, Stolperfallen werden nicht wahrgenommen

8. Sturzangst

Führt zu Unsicherheit, Angst

9. Stürze in der Vorgeschichte

Risiko, ohne direkt die Ursache zu wissen. Hier ist durch ein Gespräch u.u. mit den Angehörigen über die Sturzursachen aufschlussreich.

Personenbezogene Risikofaktoren und Maßnahmen

Personenbezogene Maßnahmen

Grundsätzlich sollen zur Sturzrisikoprophylaxe keine freiheitsentziehenden Maßnahmen eingesetzt werden.

  • Förderung des Gleichgewichts,
  • Bewegungstrainings bei Gehstörungen (Mithilfe Gehen anstelle RS; RCN Walker etc.)
  • Kraft- und Ausdauertraining zur Förderung der Muskulatur,
  • Berücksichtigung von Krankheiten, die die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigen können, wie zum Beispiel:
    • Multiple Sklerose
    • Parkinson
    • Nervenkrankheiten
    • Depression
    • Demenz
    • Blutdruckstörungen
    • Inkontinenz
    • Sehbeeinträchtigungen
    • etc.

Zusätzliches Gehtraining in der stationären Einrichtung

Fordern Sie den / die Bewohner : in auf, täglich regelmäßig kleinere Wegstrecken zurückzulegen. Also alle Wege in den eigenen vier Wänden, den Weg vom Zimmer zum Stationszimmer, den Flur auf und ab usw. Belohnen Sie den / die  Senior : in und schaffen Sie Anreize für das Gehtraining. Bieten Sie den Bewohner : innen Begleitung an, die sich noch sehr unsicher fühlen und Hilfestellung benötigen. Bewohner : innen, die bei guter Gesundheit sind, sollten Sie dazu auffordern, mindestens eine halbe Stunde oder besser mehr zu Fuß zu gehen.

Übungen für Bewohner : innen / Patient : innen im Rollstuhl

Für Bewohner : innen / Patient : innen, die im Rollstuhl sitzen, besteht die Möglichkeit des “Rollstuhlgehens”. Das heißt: Die Beinstützen werden entfernt und der / die Bewohner :  in / Patient : in benutzt die Beine zur Fortbewegung. Dabei wird die Beinmuskulatur trainiert und der / die Betroffene aktiviert.